Vereinsgeschichte
Der Trachtenverein ist am 26. November 1904 von neun heimatverbundenen Männern im Gasthaus zur Alm gegründet worden. Neben der Wahl der Vorstandschaft (Vorstand Joseph Martin, Kassier August Bader, Schriftführer Jakob Dümper, Vorplattler Johann Heß) wurden an diesem Tag auch gleich die Vereinsstatuten aufgesetzt und ausgefertigt, die dann mit einer Bittschrift von der Gemeindeverwaltung in das Bezirksamt geschickt wurden. |
Die Genehmigung der Statuten ging dem Verein am 11. Dezember 1904 zu. Am 17. Dezember fand bereits die erste Versammlung des neu gegründeten Vereins statt. Von da an wurden regelmäßig Versammlungen und Plattlerproben abgehalten. Der Verein schloss sich dem Oberlandler Gauverband an. Am 24./25. Juni 1905 beteiligte sich der Verein am Gaufest in München. Beim Preisplatteln konnte dort der 4. Platz erreicht werden. Das erste Vereinsfoto wurde am 9. Juli 1905 gemacht, bevor der Verein das Gartenfest des Brudervereins "Edelweiß" München besuchte. |
Eine Vereinsfahne ließ nicht lange auf sich warten Am 26. Mai 1907 fand die so genannte Fahnenenthüllungsfeier unter zahlreicher Beteiligung auswärtiger Vereine statt. 39 Trachtenvereine, davon allein 16 aus München, und 23 weitere Vereine waren zum Fahnenfest gekommen sogar die damalige Trachtenzeitung berichtete darüber. |
Es fand zwar ein Festgottesdienst, nicht aber die Weihe der Fahne statt. Das Erzbischöfliche Ordinariat hatte die Weisung erteilt, "unter keinen Umständen mehr eine Fahne der Trachtenvereine zu weihen". Selbst eine persönliche Vorstellung und Bitte des Vereins halfen hier nichts. Der Trachtenverein "Edelweiß Stamm" München hatte die Patenschaft übernommen. In der Folgezeit war der Verein recht aktiv. Neben den Versammlungen wurden Feste und Zusammenkünfte anderer Vereine besucht, aber auch eigene Feste und Feiern abgehalten: Christbaumfeier, Familien- und Faschingsunterhaltungen, Gartenfest, Kirtatanz. |
Den Höhepunkt in der Geschichte des noch jungen Vereins stellte die Durchführung des Gaufestes am 20. Juni 1909 dar. Tags zuvor hat in Oberhaching schon die Gausitzung stattgefunden, bei der die neuen Gaustatuten angenommen wurden. Bereits am 17. November 1907 war in Oberhaching eine Gausitzung, bei der der seinerzeitige Vorstand Anton Martin zum 2. Gauvorstand gewählt worden war. Josef Martin, ebenfalls aus Oberhaching, war zum Gaukassier gewählt worden. |
Der Erste Weltkrieg beendete die Aufwärtsentwicklung des Vereins jäh und brachte das Vereinsleben praktisch zum Erliegen. Unser Gründungsmitglied und langjähriger Vorstand Anton Martin sowie fünf weiter Vereinsmitglieder mussten ihr Leben lassen. Max Hohenester, der Kassier des Vereins, war vermisst. Am Sonntag, den 19. Oktober 1919, als sich der Verein zum Gedenken der verstorbenen und gefallen Kameraden versammelt hatte, wurden die Trachtler sehr überrascht. Der Pfarrer, Dekan Haubentaler, ließ sich die Fahne zum Hochaltar vorbringen, wo er die Weihe vornahm, die dem Verein 1907 verweigert worden war. |
Das Dritte Reich blieb nicht ohne Auswirkungen auf den Trachtenverein. Ab der Jahreshauptversammlung am 22. Oktober 1933 musste der Vorstand als Führer des Vereins bezeichnet werden. Später wurde der Verein dem Kreis München-Ost zugeteilt. Die Vereinstätigkeiten wurden erschwert. |
In diesem Jahr wurde der Stephanieritt vom Trachtenverein wieder ins Leben gerufen. Ein altes Stück Heimat, wie der Schriftführer berichtete, wurde damit wieder aus der Vergessenheit hervorgeholt. Der damalige Vorstand Peter Pauly hatte hieran maßgeblich Anteil. Mit Unterbrechungen durch die Kriegsjahre bewegte sich alljährlich am Stephanitag der Zug vom Maibaum in Deisenhofen zur Pfarrkirche St. Stephan in Oberhaching, wo die Pferde gesegnet wurden. Während anfangs außer der Musik nur Reiter vertreten waren, kamen später auch Wagen hinzu. In dieser Zeit konnte der Verein eine große Zahl neuer Mitglieder gewinnen. |
Die Kriegsjahre hindurch stellte der Verein seine Tätigkeiten nicht ein. Das Vereinsleben war aber stark beeinträchtigt, weil sehr viele Trachtler eingerückt waren und, wie es der Schriftführer zum Ausdruck brachte, "die Kurze mit der Feldgrauen vertauschen mussten". Das Vereinsgeschehen wurde immer weniger, je länger der Krieg dauerte, da durch den Krieg und die fehlenden Buam fast nichts mehr abgehalten werden konnte. Dünnbier und nicht verdunkelbare Versammlungsräume taten ein Übriges dazu. So beschränkte sich das Vereinsleben in diesen Jahren auf Versammlungen, die Fronleichnamsprozession, den Jahrtag und Heldengedenkfeiern. Der Jahrtag 1944 musste sogar ohne Musik stattfinden, weil auch die Musiker alle eingerückt waren. 60 Mitglieder waren zu diesem Zeitpunkt im Kriegsdienst. Insgesamt verlor der Verein im Krieg 17 Mitglieder. Vier Mitglieder blieben vermisst. |
Nach dem Krieg nahm der Verein seine alten Aktivitäten wieder auf, auch wenn noch keine Genehmigung der Militärregierung vorhanden war. Im Oktober 1945 konnte der Verein wieder in gewohnter Weise seinen Jahrtag abhalten. Auch der Stephaniritt, der seit 1939 nicht mehr durchgeführt worden war, wurde wieder abgehalten Die Bevölkerung nahm daran großen Anteil. Dazu trug auch bei, dass in der Zeitung und im Radio darauf aufmerksam gemacht worden war. Die Militärregierung hatte dazu ihre Genehmigung erteilt. 80 Pferde und sechs Festwagen, nämlich Kirch-, Deandl- und Musikwagen, hl. Stephanus, Hl. Familie und hl. Isidor, waren beteiligt. Nach fast zehn Jahren Unterbrechung führte der Trachtenverein im März 1947 wieder ein öffentliches Theater auf, das zu einem großen Erfolg wurde. Nach drei Jahren, am 22. August 1948, kam endlich auch die Vereinslizenz. Ein unvergessliches Erlebnis in den Nachkriegsjahren war der Trachtenaufmarsch in Garmisch am 29. Mai 1949, an dem der Verein, wie schon zuvor 1930 in Rosenheim, teilnahm. 1949 hat der Trachtenverein auch maßgeblich die 1200-Jahr-Feier der Gemeinde mitgestaltet. Am letzten Wochenende der Festwoche veranstalteten die "Gleißentaler" im neuen Kinosaal in Deisenhofen einen Heimatabend. Den Festzug organisierte der Trachtenverein. |
1954 wurde das 50-jährige Gründungsfest im größeren Rahmen gefeiert. Am Festtag, dem 16. Mai, waren 30 Vereine und sechs Musikkapellen anwesend. Die Gründungsmitglieder Josef Leserer und Georg Schneider wurden im Landauer gefahren. Dem Festtag ging ein "Großer Heimatabend" voraus. 1956 musste der Stephaniritt wegen zu großem Mangel an Pferden ausfallen und konnte auch danach nicht mehr durchgeführt werden. Beim Gaufest 1961 in Grünwald erreichte unser Verein den 3. Platz. |
Die Blaskapelle des Vereins hatte beim seinerzeitigen Musikwettstreit den 1. Platz errungen. |
Am 30. Juli 1962 musste das letzte Gründungsmitglied, Josef Leserer, in Gmund zu Grabe getragen werden. |
Die Trachtler spielten schon immer gerne Theater und hatten bei Weihnachtsfeiern und Heimatabenden ihren Auftritt. Ab 1964 wurde wieder regelmäßig mit abendfüllenden Theaterstücken begonnen, zuerst beim Weißbräu, ab 1968 in der Deisenhofener Schule. |
Am 12. März 1974 starb Johann Büchlmeir, der langjährige Vorstand und zuletzt Ehrenvorstand des Vereins. Fritz Sachs wurde am 4. Mai 1974 zum neuen Ehrenvorstand ernannt. |
Vom 7. bis 9. Juni 1974 fand das 70-jährige Gründungsfest des Vereins, verbunden mit der Weihe der neuen Fahne, statt. Am Rain war dazu ein Festzelt aufgestellt worden. 25 Vereine und sechs Musikkapellen waren der Einladung des Trachtenvereins gefolgt. Die Grünwalder Trachtler standen der neuen Fahne Pate. |
Am 14. Juni 1975 nahm unser Verein die Patenschaft für die neue Grünwalder Fahne an, deren Weihe am 25. Juli 1976 beim 75-jährigen Gründungsfest verbunden mit dem Gaufest stattfand. |
Ein bisher einmaliger 1. Platz bei der Trachtenschau beim Gaufest in Grünwald am 25. Juli schloss sich an. Schließlich wurde noch am 22. Oktober beim Wertungsplatteln der Gaugruppe Jasberg erstmals der 1. Platz errungen, ein Erfolg, der sich in den Folgejahren noch öfters einstellen sollte. |
Vom 8. bis 10. Juni 1979 richtete der Verein wieder ein Fest aus, um seinen 75. Geburtstag zu feiern. |
Hans Müller wurde am 14. Oktober 1979 zum neuen Ehrenvorstand ernannt. |
Besonderer Erwähnung bedürfen auch zwei weitere Ereignisse, die den Teilnehmern in guter Erinnerung bleiben werden. Als Vertreter des Oberlandler Gauverbandes war eine Abordnung des Vereins im März 1992 beim Empfang des damaligen russischen Staatspräsidenenten Michail Gorbatschow. Außerdem waren wir im Juli 1992 zur Begrüßung der Staatsgäste beim Weltwirtschaftsgipfel in München vertreten. |
Vom 2. bis 5. Juni 1994 wurde dieses Jubiläum im Festzelt an der Alpenstraße neben dem Rathaus gebührend gefeiert. Leider fiel der geplante Festzug der schlechten und kalten Witterung zum Opfer. |